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MS-Forum Dr. Weihe

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Frage der Woche - Archiv


Kopfschmerzen nach Lumbalpunktion?

Jeder reagiert etwas anders auf die Liquorpunktion, aber wenn man alle Erfahrungen zusammenfasst, ergibt sich ein erstaunliches Ergebnis: Die Kopfschmerzen nach einer Liquorpunktion hängen nicht von der Geschicklichkeit des Arztes ab, nicht davon, ob stationär oder ambulant punktiert wird, nicht davon, ob man anschließend 24 Stunden das Bett hütet oder gleich aufsteht, und nicht einmal von der Menge der entnommenen Rückenmarksflüssigkeit.

Bei Verdacht auf MS ist es üblich, etwa 10 Milliliter abzunehmen. Zum Vergleich sei erwähnt, dass in einen Fingerhut 2 Milliliter hineinpassen. Die Gesamtmenge des Liquors in den Hirnkammern und im Rückenmarkskanal beträgt 150 Milliliter, das entspricht einer Kaffeetasse, die bis an den Rand gefüllt ist. Pro Tag werden 500 Milliliter neu gebildet, so dass die entnommenen 10 Milliliter in weniger als einer halben Stunde wieder ersetzt sind.

Die Kopfschmerzen treten aber meist erst 5 oder 6 Stunden nach der Punktion, manchmal sogar erst zwei Tage später auf. Eine viel größere Menge an Liquor geht vermutlich auf eine andere Weise verloren. Und zwar entsteht durch die Punktion ein Loch in dem derben Rückenmarkssack, das sich nicht sofort wieder schließt. Durch dieses Leck sickert der Liquor unbemerkt in das Gewebe. Dabei kann es sich um mehrere Hundert Milliliter handeln, ohne dass es zu einer von außen sichtbaren Schwellung kommt. Wenn diese Vermutung zutreffend ist, wäre es naheliegend, dem Patienten zu empfehlen, sich nach der Punktion so lange wie möglich auf den Bauch zu legen, so wie man eine Dose, die undicht ist, auf die Seite legt, die dem Loch gegenüberliegt. Leider bringt das aber auch nicht viel, so dass ich den Patienten sage, sie könnten sich hinlegen, wie sie wollen. Die Hauptsache ist, sie liegen bequem.

Es gibt eine ganz verlässliche Regel, die lautet: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kopfschmerzen auftreten, ist umso größer, je jünger, je größer und je schlanker ein Patient ist. So habe ich es nie erlebt, dass jemand, der alt, klein und dick war, Beschwerden nach einer Liquorpunktion bekommen hat. Dasselbe trifft auf Patienten zu, die gleich nach der Punktion aufstehen, um eine Zigarette zu rauchen. Ich erwähne dies, weil es kurios, und nicht, weil es nachahmenswert ist.

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